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Demokratie. Die Herrschaft des Volkes. Eine Abrechnung
Taschenbuch, 208 S., Seitenhieb (2006), Autor: Jörg Bergstedt
Demokratie ist zur Zeit das Lieblingsthema fast aller politischen Klassen, Strömungen, Parteien, sozialen Bewegungen und internationaler Politik. Mit seinem Buch will der Autor Keile in die Harmonie treiben: Ist Herrschaft des Volkes wirklich etwas so Gutes? Volk als konstruiertes, identitäres Subjekt existiert nur in Form seiner Stellvertretung. Wenn die dann herrscht "im Namen des Volkes" über die Menschen - was daran ist gut? Und wenn dann noch Bomben fallen, um die Demokratie weltweit zu exportieren - was unterscheidet diese Kriege von der Brutalität der Kolonialisierung und religiös motivierter Missionen bis Kreuzzüge früherer Zeiten?
Bücher über Demokratie gibt es viele. Dabei analysieren die Autor_innen immer genaustens die Fehlerhaftigkeit der Demokratie und finden die Lösungen meist in einer Ausweitung, bzw. "Verbesserung" der Demokratie. Anders Jörg Bergstedt, er versucht in seinem Werk darzustellen warum die Demokratie grade nicht die Lösung für gesellschaftliche Konflikte darstellt, sondern eben deren Ursache ist. Damit greift er eine - auch in linksradikalen/"anarchistischen" Kreisen - heilige Kuh an.
Die Lösung sieht er zum Glück nicht in einer autoritären Zuspitzung der Gesellschaft, sondern im Gegenteil in der menschlichen Emanzipation von jedweder Herrschaft.
Er stellt zunächst die demokratische Philosophie(n) vom antiken Athen bis in die Neuzeit dar - und zeigt dabei deren Widersprüche und Fehler auf. Demokratie ist nur eine Herrschaftsform unter vielen - die mit Freiheit an sich erst mal sehr wenig zu tun hat.
Aber auch die heute existierende Demokratie wird demontiert. Der Autor widerlegt die Mythen der Gewaltenteilung und zeigt das wir eben mehr in einer Oligarchie (Herrschaft einer privilegierten Schicht) leben, als in einer "Demokratie". Er gibt wieder wie die heutige Gesellschaft durch Diskurse und Manipulation auf den "demokratischen Weg" gebracht wird- und was das für Auswirkungen hat.
Leider fehlt mir in dem Buch eine genauere Darstellung des Zusammenhanges von Kapitalismus und Demokratie. Dieses Thema reißt der Autor nur beiläufig an.
Die gesamten Kapitel sind gespickt mit Verweisen und Originalzitaten. Die Zitate verdeutlichen und belegen zwar genau die Thesen des Autors, stoppen allerdings den Lesefluss und sind teilweise nicht gut in den Text eingearbeitet. Dadurch ist das Buch teilweise etwas mühselig zu lesen, obwohl der Schreibstil ansonsten gut verständlich und unterhaltsam ist. Insgesamt eine treffende Darstellung der Demokratie in Theorie und Praxis, die durch immer wieder kehrende Verweise auf emanzipatorische Alternativen abgerundet wird.
(bm)
Es gibt ausserdem eine Website zu dem Buch
Verfügbarkeit | sofort verfügbar |
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Autor*in | Jörg Bergstedt |
Verlag | Seitenhieb Verlag |
Sprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2006 |
Erstveröffentlichung | 2006 |